Effi, Ach, Effi Briest
frei nach Theodor Fontane von Moritz Franz Beichl
Fotos: Sinje Hasheider
"Mit feministischem Feenstaub und antikapitalistischem Konfetti" (Jens Fischer, TdZ) schreibt Moritz Franz Beichl eine humorvolle Antwort auf Fontanes Romanklassiker. Wir stehen am Anfang der wilhelminischen Epoche, Effi ist 17 und noch nicht einmal verheiratet. Es wird also höchste Zeit! Wie gut, dass der ehemalige Liebhaber ihrer Mutter bereits alles für sie geregelt hat, die 21 Jahre jüngere Effi heiratet und sie mit sich ins schöne Kessin nimmt. Wie es endet, hat Theodor Fontane bereits 1895 aufgezeigt. Ihre Mädchentraumidylle bricht ein, sie wird gesellschaftlich geächtet und stirbt.
Aber "wer braucht schon Fontane, wenn man Effi hat. Effi, Effi, Ach, Effi, Ach, Ach" - denkt sich Moritz Franz Beichl und schreibt ein Stück über die Sehnsucht einer jungen Frau, selbstbestimmt leben zu können. Darin reißt er Effi aus ihrer Passivität heraus, feiert die Idiotie toxischer Männlichkeit und gibt Roswitha an Effis Seite, die sie ermutigt, zwei Liter Vanillesoße in einem Zug ohne schlechtes Gewissen zu trinken: Denn "mit Ihnen ist nichts falsch, nur mit der Welt, in der wir leben."
„Insgesamt dominieren die starken Frauen das Stück, während die Kerle als arme Würstchen durchs Leben gockeln (...) Ein Klassiker in zeitgemäßer Aufführung - Wer einen Deutschkurs leitet, sollte mit seinen Schülern diese Effi unbedingt im Theater feiern. Das Premierenpublikum jedenfalls war begeistert.“ Petra Haase, Lübecker Nachrichten
"Häufig funktionieren solche grellbunte Comic-Zuspitzungen auf dem Theater nicht (...) In Lübeck aber bleibt stets eine Ambivalenz gewahrt. Weil das fantastische Ensemble mit ansteckendem Behauptungsfuror die künstliche als kunstvolle Bühnenwirklichkeit erschafft und unter all der fidelen Oberflächlichkeit die Nöte der Figuren mitschwingen lässt." Jens Fischer, Theater der Zeit
„Die Premierengäste erlebten (...) mit dieser farbenprächtigen, zeitgenössischen Komödie in der Inszenierung von Maike Bouschen einen höchst vergnüglichen Theaterabend. (...) Dazu trägt auch die poppige Musik bei (Tim Thielemans). Und nicht zu vergessen das zauberhafte Bühnenbild und die märchenhaften Kostüme (Valentina Pino Reyes).“ Marion Hinz, Kultur.Port.de
Premiere: 2. Dezember 2023
Theater Lübeck
Inszenierung: Maike Bouschen
Bühne u. Kostüme: Valentina Pino Reyes
Musik: Tim Thielemans
Lieder Roswitha: Sonja Cariaso
Licht: Daniel Thulke
Dramaturgie: Mia Massmann
Schauspiel: Luisa Böse, Susanne Höhne, Henning Sembritzki, Will Workman, Johannes Merz, Sonja Cariaso