Garland
Svenja Viola Bungarten
Fotos: Martin Sigmund/Maurice Bajohr
„Es wirkt als habe Salvador Dalí in Eiscreme gemalt“ (Reutlinger General-Anzeiger): Ein schriller, absurder Theater-Roadmovie, in dem die Zukunft kein Versprechen, sondern eine Drohung ist.
„Garland“ spielt in Amerika bei Penig im Kreis Mittelsachsen. Svenja Viola Bungartens skurriler Text ist eine Parodie auf das moderne Märchen „Der Zauberer von Oz“, welches 1939 mit Judy Garland als Dorothy in der Hauptrolle als Musical verfilmt wurde. Bei Bungarten gibt es keinen Tornado und auch keinen Löwen, keine Vogelscheuche oder Blechmann. Stattdessen verlieren Tante Em und Onkel Henri erst ihre Würde, dann ihre Farm. Denn aufgrund des Klimawandels ist Dürre in Deutschland. „Wo einst Hölderlins Türmchen stand, ist heute alles abgebrannt“, singt die überarbeitete und unterbezahlte Lorna Luft in ihrer schrillen Sendung „HOT TIMES“ - eine kuratierte Show und keine Werbesendung, wie die chronisch übermüdete Radio Moderatorin ihren geladenen und ungeladenen Gästen immer wieder versucht zu vermitteln. So auch Salvatore Brandt, der verzweifelt versucht für seinen Katastrophenfilm Werbung zu machen.
Das Stück spielt immer wieder auf die ausbeuterischen und fahrlässigen Produktionsbedingungen des Films an und schafft eine Begegnung der echten Judy Garland mit ihrem alter Ego Dorothy. Dorothee Sturm, eine potentielle Serienbrandstifterin, versucht die Welt zu retten und trifft auf einen erfolglosen Low-Budget-Katastrophenfilm-Regisseur, der auf der Suche nach seiner einzigen Einkommensquelle ist: einem gigantischen Truck. Mit diesem ist sein Bruder Gus Brandt unterwegs. Er fahndet nach Dorothee Sturm in der Hoffnung seine Karriere als Polizist wieder aufzunehmen. Die Tankstellenbesitzerin Judy Garland macht ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung, denn sie ist auf der Suche nach ihrer nie kennen gelernten Tochter. Sie hat nichts zu verlieren: Aneurysma. Es könnte jeden Moment soweit sein und macht sich mit seinem LKW auf den Weg.
Svenja Viola Bungarten lässt die Sehnsüchte skurriler Figuren im Endzeitszenario aufeinanderprallen und schreibt eine Klimakomödie über eine nachdenklich machende Welt, bei der Lachen Erkenntnis bringen darf. Denn „Hoffnung ist eine Genrefrage.“
PRESSESTIMMEN:
»Garland« ist ein Stück, das wenig Handlung aufweist, vielmehr eine Gesellschaft schriller und bedeutsamer Charaktere in einer bunten Unwirklichkeit nebeneinanderstellt. Ein Stück, in das sich das Tübinger Ensemble mit größter Freude hineinwirft. Die Musik von Caio de Azevedo verstärkt dessen Stimmung auf eigentümliche Weise, verwendet kuriose Klangeffekte, sorgt für gewitzte Momente in der amerikanischen Eiscreme-Apokalypse am Rande der schwäbischen Alb.
Thomas Morawitzky, Reutlinger General-Anzeiger
„Das Stück handelt die vielen Konflikte und Krisen ab, die die Gesellschaft beschäftigt, im Vordergrund Klimakrise und der damit verbundene Generationenkonflikt. Gegen die Gefahr, dabei aufgesetzt zu wirken, agieren Text und Regie erfolgreich mit Selbstironie.“
Moritz Siebert, Schwäbisches Tagblatt
Premiere: 12. April 2024
Landestheater Tübingen
Regie: Maike Bouschen
Bühne und Kostüme: Valentina Pino Reyes
Musik: Caio de Azevedo
Dramaturgie: Adrian Herrmann
Licht: Milan Basarić
Regieassistenz: Maurice Bajohr
Schauspiel: Solveig Eger, Franziska Beyer, Jennifer Kornprobst, Andreas Guglielmetti, Jonas Hellenkemper, Dennis Junge, Justin Hibbeler